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Nach längerer schwerer Krankheit ist Pfarrer Jörg-Michael Schlösser, Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau von 2002 - 2013, am 7. August verstorben

Nachruf

Dekan i. R. Jörg-Michael Schlösser

Jörg-Michael Schlösser war der erste Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau, das aus der Fusion der drei Dekanate Bad Vilbel, Friedberg und Butzbach 2002 entstand. Mit seiner beeindruckenden Persönlichkeit hat er das neue Dekanat entscheidend geprägt.

Geboren wurde Schlösser am 26. September 1950 Elgersburg in Thüringen. Als Pfarrerssohn bekam er schon früh die Folgen der deutschen Teilung und die kirchenfeindliche Politik der DDR zu spüren. Mit acht Jahren floh Schlösser mit seiner Mutter über Berlin nach Westdeutschland. Dort lebte er zunächst bei seinem Großvater, der ebenfalls Pfarrer war, in Bad Nauheim. Drei Jahre später wurde sein Vater, Ernst Schlösser, aus der DDR ausgewiesen und die Familie wieder zusammengeführt. Ernst Schlösser versah sein Pfarrdienst zu nächst in Lich und später dann in Hungen, wo er auch das Amt eines Dekans innehatte.

Jörg-Michael Schlösser wollte nach dem Abitur 1969 in Hungen zunächst Lehrer werden. Doch während eines christlichen Jugendaustausches in Kalifornien änderte sich der Berufswunsch. Das lebendige und lebensbejahende Gemeindeleben, das er in den USA kennenlernte, festigten seinen Entschluss Pfarrer zu werden. Prägend war der Aufenthalt in den USA auch für sein weiteres privates Leben, lernte er dort doch auch seine spätere Frau Dorinda Schlösser-Hold kennen.

Nach dem Studium in Frankfurt, Marburg und Tübingen, führte ihn sein Vikariat in Bad Nauheim wieder in die Wetterau. Darauf folgte ein Spezialvikariat in San José (Kalifornien) und die erste Pfarrstelle in Butzbach. Fast zwei Jahrzehnte war Schlösser darauf Pfarrer in der Christuskirchengemeinde in Nieder-Mörlen. Ein lebendiges Gemeindeleben mit neuen Gottesdienstformen und zahlreichen aktiven Gruppen kennzeichnen diese Jahre. In dieser Zeit konnten auch etliche Bauvorhaben realisiert werden unter anderem der Bau der Kindertagesstätte, des Pfarrhauses, die Kirchenrenovierung und der Kirchenanbau. Sein großes kirchenpolitisches Engagement zeigte sich unter anderem in seiner Mitgliedschaft in der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) von 1992 bis 2013. Seine Stimme hatte Gewicht und seine Redebeiträge fanden vielfältige Beachtung. Im Rechtsausschuss und im Verwaltungsausschuss nahm er Einfluss auf die Entwicklung der Landeskirche. Zwei Jahre lang gehörte er auch der Kirchenleitung der EKHN an.

Jörg-Michael Schlösser stand für einen fröhlichen und befreienden christlichen Glauben. Die seelsorgerliche Dimension seines Berufes war ihm sehr wichtig. Pfarrkolleginnen und Pfarrkollegen sowie die Mitarbeitenden des Dekanats erlebten ihn als einen Vorgesetzen, der ihnen etwas zutraute und immer ein offenes Ohr für alle Sorgen und Nöte hatte. Strukturen, Gesetze, Regelungen sollten nach seiner Auffassung in aller erster Linie den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Vertrauensvoll und auf Augenhöhe arbeitet er mit den ehrenamtlich Mitarbeitenden zusammen.

Mutig wand er sich gegen jede Form des Rechtsextremismus und ermutigte Gemeinden sich in gesellschaftspolitische Prozesse einzubringen. Das ökumenische Miteinander der christlichen Kirchen förderte er auf allen Ebenen. Für ihn erfüllte die Kirchenmusik in jeder Form einen wichtigen Verkündigungsauftrag. Die kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hatte für ihn eine hohe Priorität. Während seiner Amtszeit beteiligte sich das Dekanat an mehreren Großveranstaltungen die über die Grenzen des Dekanats hinaus wirkten, so 2006 am Jugendkirchentag, 2007 am Hessentag in Butzbach und an der Landesgartenschau 2010 in Bad Nauheim. Im Jahr 2013 ging er in den Ruhesstand und wohnte seitdem in Nieder-Rosbach.

Sein fester Glaube half ihm in den letzten Jahren mit den Folgen einer schweren Erkrankung mutig umzugehen. Mit großer Dankbarkeit konnte er auf ein erfülltes und gesegnetes Leben zurückblicken. Am Dienstag, dem 7. August verstarb Jörg-Michael Schlösser in einem Hospiz in Frankfurt. Neben seiner Frau hinterlässt er eine erwachsene Tochter und einen erwachsenen Sohn sowie drei Enkelinnen. In den Gottesdiensten des Evangelischen Dekanats am kommenden Wochenende wird in den Fürbitten unseres ehemaligen Dekans und seiner Angehörigen gedacht.

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 16. August 2018 um 16 Uhr in der Stadtkirche in Friedberg/Hessen statt.

Tobias Utter, Vorsitzender des Dekanatssynodalvorstandes


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